Bulgarien: Aufruf zu internationaler Solidarität gegen Anti-LGBTI+-Gesetz

Wir haben hier den Aufruf zur internationalen Solidarität gegen die jüngste Anti-LGBTI+-Gesetzgebung in Bulgarian von der sozialistisch-feministischen Organisation LevFem übersetzt. Bitte unterstützt die Genoss*innen in dem ihr den Aufruf verbreitet und Solidaritätserklärungen an collective@levfem.org schickt.

Bulgarien: Aufruf zu internationaler Solidarität gegen Anti-LGBTI+-Gesetz

Die konservativen und rechtsextremen Kräfte haben am Mittwoch, dem 7. August, einen großen Sieg errungen. In Bulgarien stimmten Abgeordnete aller politischen Parteien für ein Verbot der „Propaganda“ von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in Schulen. Nur wenige Abgeordnete sprachen sich gegen den Vorschlag aus. Der Gesetzentwurf ähnelt anderen Verboten von Diskussionen über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität, die in Russland, Ungarn und den USA eingeführt wurden. Wir lehnen diesen Gesetzentwurf entschieden ab und rufen die internationale Gemeinschaft auf, uns gegen dieses Hassgesetz zu unterstützen.

Was ist geschehen?

Das bulgarische Parlament hat einen Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes über die Vorschul- und Schulbildung verabschiedet, der Handlungen im Zusammenhang mit „Propaganda, Förderung oder Aufstachelung in jeglicher Form, direkt oder indirekt, von Ideen und Ansichten im Zusammenhang mit nicht-traditioneller sexueller Orientierung und/oder der Bestimmung einer anderen als der biologischen Geschlechtsidentität“ verbietet. „Nicht-traditionelle sexuelle Orientierung“ wird weiter definiert als „eine Wahrnehmung von emotionaler, romantischer, sexueller oder sinnlicher Anziehung, die sich von der allgemein akzeptierten und in der bulgarischen Rechtstradition verankerten Anziehung zwischen Personen unterschiedlichen Geschlechts unterscheidet“. Der Gesetzentwurf wurde von der rechtsextremen Partei Vazrazhdane (Wiedergeburt) eingebracht und mit den Stimmen aller im Parlament vertretenen Parteien außer einer angenommen. Der Vorschlag wurde auch von zwei großen Lehrergewerkschaften unterstützt.

Beispiele für derartige Verbote gibt es auch anderswo. Im Jahr 1988 führte die Regierung von Margaret Thatcher im Vereinigten Königreich die so genannte „Section 28“ ein, die die Diskussion über die sexuelle Ausrichtung in Schulen verbot. Im Jahr 2010 verabschiedete Litauen ein Gesetz gegen die „Förderung homosexueller Beziehungen“. Im Jahr 2013 verabschiedete die russische Duma ein Gesetz, das die „Förderung nicht-traditioneller sexueller Beziehungen“ verbietet, und seit 2021 gibt es in Ungarn ein Gesetz gegen jegliche Inhalte, die „Geschlechtsumwandlung oder Homosexualität“ bei Kindern fördern. Ein ähnliches Gesetz wurde 2022 in Florida, USA, verabschiedet. Im November 2023 verabschiedeten die Stadträte von GERB und Renaissance in Stara Zagora, Bulgarien, ein Verbot der Propaganda für „nicht-traditionelle sexuelle Orientierung“ in der Verordnung über Werbung und Informationsaktivitäten.

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Marsch für den Arsch! Blockieren, aufmischen, zum Desaster machen. // 21.09.2024 // Köln Deutz

Der „Bundesverband für das Leben“ ruft für September diesen Jahres erneut zum sogenannten „Marsch für das Leben“ auf.
Christliche Fundamentalist:innen, das Erzbistum Köln, Teile der CDU, der AfD, sowie Neonazis und Burschenschaftler bilden als Akteure des gegenwärtigen gesellschaftlichen Rechtsrucks verschiedene Facetten eines reaktionären Weltbildes ab.
Die Veranstalter:innen versuchen sich mit Begriffen wie Lebensschutz Legitimität zu verschaffen, während sie tatsächlich faschistische und antifeministische Positionen zur Absicherung patriarchaler Herrschaft vorantreiben wollen und es dabei auf die Dezimierung reproduktiver und sexueller Selbstbestimmung und die Abwertung queerer Identitäten absehen.

Bereits vor ihrem ersten Versuch im vergangenen Jahr in Köln, sind sie bei der Verbreitung ihrer rechten, lebensfeindlichen Agenda in anderen Städten auf erheblichen Widerstand gestoßen und haben sich bei uns die nächste Klatsche abgeholt: Nur unter erheblichem Polizeischutz konnten sie den Kölner Heumarkt verlassen und sind dennoch nicht weit gekommen: nach knapp 30 Metern war Schluss – weder Abschlusskundgebung noch Gottesdienst konnten stattfinden.

An diesen Erfolg werden wir in diesem Jahr anknüpfen. Dass zwischen zwei Gebeten auch mal der Lautstärkeregler nach ganz rechts gedreht und zu Popmusik getanzt wird, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier keinesfalls um von Nächstenliebe bewegte Christ:innen handelt. Den Veranstalter:innen geht es darum, die historischen Errungenschaften sozialer Kämpfe von Frauen und Queers mit ihren reaktionären Positionen zu untergraben.
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Unser Redebeitrag bei der 8. März Demo 2024

Liebe Genoss*innen und Passant*innen,

Ich bin Pia vom Antifa AK Köln. Wir freuen uns, dass Ihr ein weiteres Mal so zahlreich mit uns auf die Straße geht.
Damit reihen wir uns in die über 100 Jahre alte Geschichte des rebellischen 8. März ein.
Seit jeher kämpfen Frauen und Queers für Emanzipation & Selbstbestimmung über den eigenen Körper, und gegen die Zumutungen der bestehenden Ordnung.
In Zeiten des wieder erstarkenden Faschismus, bedeutet das auch gegen mögliche Verschlechterungen im Hier und Jetzt zu kämpfen.
Konkret bedeutet das den Kampf gegen Antifeminist:innen, der nun aktueller ist denn je. In Köln konnten wir vergangenes Jahr eindrucksvoll zeigen, dass Versuche rechter Akteure unsere Stadt zum Schauplatz ihrer Bewegung zu machen zum Scheitern verurteilt sind – der von „pro Life“ versuchte „Marsch für das Leben“ musste nach weniger Metern umkehren und konnte nicht abschließen.

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FEMINSTISCH IN DIE OFFENSIVE – GEGEN PATRIARCHAT, RECHTSRUCK UND KAPITALISMUS

Seit über 100 Jahren gehen am 8. März Frauen und Queers weltweit gegen die Zumutungen von Patriarchat und Kapitalismus auf die Straße. Die Kämpfe sind dabei so vielfältig wie die Bewegung selbst und greifen verschiedene Themen auf: Ob sie reproduktive Rechte einfordern, die ökonomischen Dimensionen von patriarchaler Ausbeutung aufzeigen oder sich gegen Gewalt an Frauen und Queers wehren.

Anlass für diese Kämpfe gibt es immer noch mehr als genug, denn die Gesellschaft in der wir leben produziert Tag für Tag antifeministische Gewalt. Diese Gewalt beginnt in der strukturellen Prekarisierung reproduktiver Tätigkeiten, die nicht zufällig hauptsächlich von FLINTA (Frauen, Lesben, Inter-, Trans- und Agender-Personen) verrichtet werden. Diese strukturelle Gewalt ist nicht abstrakt, sondern zwingt FLINTA in Abhängigkeit, Armut und Konkurrenz. Doch Teil der geschlechtlichen Vergesellschaftung ist auch eine konkrete Gewalt, in der sich der Antifeminismus und die gesellschaftliche Abwertung von Weiblichkeit bahnbricht: Auf der Straße, am Arbeitsplatz und vor allem in den eigenen vier Wänden sind FLINTA immer wieder Übergriffen ausgesetzt.
 
Gegen diese Zustände richten sich feministische Kämpfe seit jeher. Für uns ist klar, dass alle Milderungen dieser Gewalt keine Geschenke der Herrschenden sind, sondern mühsam erkämpfte Errungenschaften! Ob Frauenwahlrecht, die Illegalisierung von Übergriffen in der Ehe oder das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche: All diese Milderungen der patriarchalen Zurichtung haben gemeinsam, dass sie von unversöhnlichen feministischen Bewegungen erkämpft wurden. Sie sind das Ergebnis von radikalen Kämpfen, die sich gegen Widerstände der bürgerlichen Politik durchgesetzt haben!
 
Diese Errungenschaften, die dem unerträglichen Normalzustand mühevoll abgetrotzt wurden, sind genauso wenig ausreichend, wie sie endgültig sind. Nahezu überall auf der Welt haben autoritäre und faschistische Parteien und Bewegungen Oberwasser, kämpfen um Deutungshoheit, treten bei Wahlen an oder stellen bereits die Regierungen. So diffus diese nationale Internationale auch sein mag, so einig ist sie sich in ihrem Kampf gegen Feminismus, LGBTIQ+-Rechte und für die Verschärfung der patriarchalen Arbeitsteilung.
 
Unsere Wut gilt den gesellschaftlichen Zuständen in denen wir leben! Solange im Patriarchat in produktiv und reproduktiv unterschieden wird, solange Frauen und Queers der Konkurrenz, Diskriminierung und Gewalt dieser Gesellschaft ausgesetzt sind, bleiben unsere Kämpfe aktuell. Und wir sind bereit unsere Errungenschaften gegen die Angriffe der Faschisten und Antifeministen zu verteidigen, gleich welcher Partei sie angehören. Unsere feministischen Kämpfe sind global, antirassistisch und antikapitalistisch. Wer die Errungenschaften unserer Kämpfe angreifen will, der hat mit unserem Widerstand zu kämpfen! 
 
Kommt deshalb am 8. März in Köln mit uns auf die Straße! Gegen den patriarchalen Normalzustand und die drohende faschistische Verschlechterung! Für eine Welt der Solidarität und gegenseitigen Sorge! Für einen kommunistischen Feminismus!
08. März 2024 // 18 Uhr // Roncalliplatz

Arbeit – Selbstbestimmung – Gewalt: Aspekte der patriarchalen Unterdrückung // Veranstaltungsreihe in der Trinkgenoss:in

Ort:
Trink:Genossin Subbelratherstr. 254
Zeit:
18.02.2024 Arbeit
25.02.2024 Selbstbestimmung
03.03.2024 Gewalt
jeweils von 16-18 Uhr mit anschließender Bar

Im Rahmen des diesjährigen feministischen Kampftages organisieren wir eine dreiteilige Veranstaltungsreihe der etwas anderen Art. Diesmal möchten wir nicht nur informieren, sondern uns gemeinsam mit euch in lebhaften Diskussionsrunden über feministische Problematiken austauschen.
An jedem Sonntagnachmittag erwartet euch jeweils ein kurzer Input zu den Themen Arbeit, Selbstbestimmung, Gewalt. Im Anschluss laden wir euch herzlich ein, in entspannter Atmosphäre und mit Hilfe von Leitfragen mit uns zu diskutieren. Hier ist ein kurzer Überblick zu den Themenschwerpunkten:

Arbeit: Wie ihr im Kontext des Pflegestreiks mitbekommen habt, leisten Frauen immer noch den Großteil entlohnter und vor allem unentlohnter Sorge-Arbeit unter prekären und rassifizierenden Bedingungen. Welche historischen Hintergründe hat dies und wie wird es ideologisch legitimiert?
Selbstbestimmung: Die Einschränkung sexueller und reproduktiver Selbstbestimmung, also beispielsweise die freie Entscheidung für eine Abtreibung oder die Wahl der geschlechtlichen Identität, steht permanent auf der Agenda konservativer und rechter Akteure und wird gerade im Zuge des Rechtsrucks vermehrt verschärft. Welche Rolle spielt die Verfügungsgewalt über reproduktive Rechte von Frauen ideologisch und materiell im Kapitalismus?
Gewalt:Immer noch leiden Frauen und Queers an physischer und psychischer Gewalt in ihren privaten Beziehungen und innerhalb öffentlicher Politik, die bis hin zu Femiziden reicht. Wie produziert die patriarchale Logik Gewalt, und welche Verbindung besteht zu den materiellen Verhältnissen?

Wir möchten mit unserer Veranstaltungsreihe die Zusammenhänge unserer feministischen Kämpfe verdeutlichen, uns über die theoretischen Hintergründe eines solidarischen Feminismus verständigen und uns vernetzen.
Kommt gerne dazu und bringt euch mit euren Fragen, Ideen oder Erklärungsansätzen ein.
Für Getränke und Snacks ist gesorgt. Bringt eure Freund:innen und Familie mit – wir freuen uns auf euch!