Der Verrat und die Revolution von unten

Ein Abend über den Versuch und den Verrat der Revolution 1918/1919

Mit dem nö theater und Daniel Kulla.

Fr. 23.11.2018, 18 Uhr, Kreutzerstr. 5-9 (Nähe Bhf West)

Die Revolution von 1918/1919 steht im heutigen Erinnerungsdiskurs für die Überwindung der deutschen Kaiserlichen Monarchie, die Durchsetzung des Frauenwahlrechts, die gesetzliche Festschreibung des Achtstundentages und die Installation von Betriebsräten. Aber sie hätte noch viel weiter gehen können.

Befeuert von den sinnlosen Schlachten in Schützengräben verwandelte die Revolution von unten lange Träume von Selbstbestimmung und Arbeiter*innenkontrolle in tagespolitische Fragestellungen. Unsere Spurensuche beginnt bei den lokalen und regionalen Beweggründen, Anlässen und Ursachen des Ausbruchs aus dem gewohnten Mehltau der Jahrhunderte und fragt nach den beginnenden organisatorischen Ausdrucksformen einer praktizierten anderen Zukunft. Heutzutage, wo es unmöglich erscheint, Alternativen zum gegebenen politisch-ökonomischen System zu denken, ist die Ideologiekritik geradezu berufen, an jene theoretischen Reflexionen aus der Zeit des Aufbruchs zu erinnern, die fragten, welche Rolle die Selbstverwaltungsorgane der Arbeiter*innenklasse (Räte) in der Umbruchphase vom Kaiserreich zur „befreiten Gesellschaft“ spielten.

Neben dem Aufbegehren steht das verdrängte Korrelat des Verrats im Erinnerungsdiskurs. Die Möglichkeitsspielräume von Freiheit und mit ihr von anderen Zukünften, verwandelten sich nicht ohne Gewalt in die Aufrechterhaltung der kapitalistischen und bürgerlichen Grundprämissen der alten Ordnung. Ein Pakt der Stützen der alten Gesellschaft, zusammen mit sozialdemokratischen Führungsgruppen der Arbeiter*innenorganisationen marginaliserten weitergehende Vorstellungen und ließen schließlich jedes Aufbegehren der Arbeiter*innenklasse militärisch niederschlagen. Diese Konterrevolution trug schon jene Charakterzüge einer frühfaschistischen Bewegung, die das Unheil in der deutschen Geschichte noch vollenden sollte.

Ein Abend über den Versuch und den Verrat einer sozialistischen Revolution in Deutschland 1918/1919 wird zwischen (dokumentarischem) Theater und geschichtstheoretischer Reflexion das Unausprechliche zur Diskussion stellen, um den blinden Flecken in der deutschen Erinnerungskultur eine Gegenerzählung von Widerstand, Hoffnung und Zukunft entgegenzustellen.

Das nö theater wendet sich dem blinden Fleck Novemberrevolution in der Geschichte zu, sucht nach Ursachen, offenen Wunden und versucht in einem flammenden Plädoyer die Revolution dem Vergessen zu entreißen. Ein dokumentarisches Theaterstück über eine Geschichte zwischen zwei Weltkriegen, die sanft beginnt und mit Blut überzogen wird.

Daniel Kulla sieht das wichtigste revolutionäre Vorbild in der deutschen Geschichte genau deshalb fast vergessen, weil es in so hohem Maß selbstorganisiert war und damit nicht in die übliche nationale wie antinationale Vorstellung vom Deutschen passt, sich weder für Vereinnahmung noch als Schreckbild anbietet. Kulla schlägt vor, die kommenden fünf Jahre der revolutionären 100. Jahrestage ab November 2018 dazu zu nutzen, diese Geschichte so sichtbar wie möglich zu machen.

Eine Veranstaltung des Nö Theaters, des Antifa AK Köln und der Naturfreunde Köln-Kalk

No Fame For The Old Game!

Antifaschistische Veranstaltungsreihe im Wintersemester 2018/19

„No fame for the old game“ ist eine Mitmachkampagne, welche sich im Sommer 2018 in Köln gegründet hat, um die Neue Rechte und ihre Netzwerke in Köln und darüber hinaus, zu fokussieren. Das heißt: ihren völkischen Rassismus ideologisch einzuordnen und ihre Aktivitäten kritisch zu begleiten. In Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks wollen wir verhindern, dass die Neue Rechte weder auf der Straße, noch in den Universitäten und Parlamenten Fuß fassen kann, um diesen voranzutreiben. „No fame for the old game“ versteht sich als ein Angebot einen Austausch zu beginnen, sich zu organisieren, zu vernetzen und eine kollektive politische Praxis zu entwickeln.

Laufende Infos auf dem Blog der Mitmachkampagne

Termine

Alt-Right und rechte Bewegung in Europa – Eine vergleichende Analyse – Jan Sperling
Wie funktioniert die amerikanische Alt-Right? Was sind ihre Strategien? In welchem Verhältnis stehen ihre Methoden zur europäischen Rechten?
Mo. 22.10.2018 – 19 Uhr, Uni – Seminargebäude (106) – S13

Aktuelle Strategien der extrem Rechten – Kollektiv vonnichtsgewusst
Das Kollektiv vonnichtsgewusst nimmt die aktuellen Strategien der extremen Rechten im Spannungsfeld von Stadtteilarbeit & Straßenkampf am Beispiel der „Identitären Bewegung“, „EinProzent“ & „AfD“ in den Fokus.
Fr. 26.10.2018 – 19 Uhr, AZ Köln – Luxemburger Straße 93

Die Identitären – eine Bewegung von rechts als Wegbereiterin einer anderen Republik? – Gudrun Hentges
Die Politologin Gudrun Hentges ordnet die ideologischen Hintergründe der Identitären Bewegung ein und analysiert ihre Kampagnen, Aktionsformen, Strategien und Zielstellungen. Beleuchtet wird die europaweite Vernetzung und die regionalen Verankerung., das Institut für Staatspolitik sowie die Verbindung zwischen den Identitären und der AfD.
Mo. 05.11.2018 – 19 Uhr, Uni – Hörsaalgebäude (105) – Hörsaal A2

get active! – Kneipenabend
Abseits der Veranstaltungen im ungemütlichen Hörsaal habt ihr die Gelegenheit die Kampagne in anderer Atmosphäre kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen und euch auszutauschen. Nach einem kurzen Input über die lokale Rechte veranstalten wir ein Kneipenquiz der etwas anderen Art.
Do. 15.11.2018 – 19 Uhr, LC 36 – Ludolph Camphausen Straße 36, Köln

Praxis gegen die neue Rechte – Podiumsdiskussion
Wir haben Genoss*innen aus Wien und Halle eingeladen, um gemeinsam Strategien gegen die Neue Rechte zu diskutieren. Zwischen Erfahrungsaustausch und Fragerunden könnt ihr euch einen Überblick über die Situationen vor Ort machen.
Sa. 01.12.2018 – 19 Uhr, AZ Köln – Luxemburger Straße 93

Die Deutsche Burschenschaft in der völkisch-autoritären Sammlungsbewegung – Sonja Brasch
Noch vor gut zehn Jahren drohte die Deutsche Burschenschaft in der politischen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Mit dem Einzug der AfD in die Parlamente jedoch ergaben sich für die elitären und nationalistischen Studenten neue Karriereoptionen. Ein Blick auf die Entwicklung des aktuellen Rechtstrends zeigt: die Burschenschafter haben dabei an wichtigen Stellen mitgewirkt.
Mo. 10.12.2018 – 19 Uhr, Uni – Hörsaalgebäude (105) – Hörsaal A2

Für ein Klima des Aufbruchs – RWE enteignen. Kapitalismus überwinden.

Wir waren heute zusammen mit 50.000 Menschen für den Kohleausstieg in und um den #HambacherForst unterwegs. Von der riesen Kundgebung bewegten sich mehrere Ende Gelände-Finger Richtung Wald. Dort angekommen wurde der Forst wieder besetzt und der lächerliche Graben um den Wald zugeschüttet.

Was im Hambacher Forst in der letzter Zeit geschah, ist gewaltig. Trotz des breit getragenen und die Medienlandschaften dominierenden Widerstands und des tödlichen Unglücks im Wald wird der Irrsinn fortgesetzt. Im Auftrag der Landesregierung Hand in Hand mit RWE räumt die Polizei Baumhäuser, fällt Bäume und nimmt die Lebensgefahr und selbst den Tod von Aktivist*innen billigend in Kauf. Nun, da die Polizei angibt, die letzten Baumhäuser geräumt zu haben, will RWE endlich ungestört den Wald roden. Der Wald soll mit einem Zaun und einem Graben umfriedet werden, um weiteres Betreten unmöglich zu machen. Zwar ist die Räumung nun nach neuesten Informationen als ausgesetzt erklärt, ob dies jedoch lediglich einen Zeitgewinn und einen Versuch der Spaltung der Bewegung darstellt, muss sich erst noch erweisen. Weiterlesen

Die Reaktion in der Redaktion

Zur Berichterstattung im Rechtsruck

Im Rechtsruck normalisieren sich rechte Stichworte und Positionen zunehmend. Warum nicht alles, was der rechte Rand von sich gibt, einfach abgedruckt werden sollte, und warum dies oftmals trotzdem passiert, berichten wir in einem Kommentar in die Sommerpause.

Ein selten thematisierter, jedoch weitreichender Effekt des Rechtsrucks ist die veränderte Darstellung völkischer und sonstiger rechtsradikaler Parteien und Gruppierungen in den Medien. Diese Transformation verdeutlicht sich in einer zunehmend unkritischen Rezeption rechtsradikaler Positionen. Als Folge dieser Rezeption gliedern die Medien solche Positionen immer weiter in die politische Debatte ein.

Der Rechtsruck und die damit verbundene Vorherrschaft rechter Stichworte normalisiert und legitimiert autoritäre Positionen. Dieser Prozess geht auch an den Redaktionen nicht spurlos vorbei. In den verschiedenen Presseorganen haben diese Aufwind, wie die jüngste Debatte um die Legitimität des Sterbenlassens im Mittelmeer, angestoßen von Miriam Lau in der Zeit, zeigte.

Die Presse büßt zeitgleich im Rahmen des rechten verschwörungstheoretischen Angriffs auf ihre Berichterstattung („Lügenpresse“) auch ihre liebgewonnene Deutungshoheit teilweise ein. Die Schreiber*innen verwechseln den rechten Angriff mit einer (dringend notwendigen) Medienkritik. Um den besorgten Bürger zu besänftigen, wird das Abdrucken und Darstellen von dessen Ressentiments als Antwort geliefert. Der Abdruck, den das Abdrucken in der Gesellschaft hinterlässt, ist die legitime Teilnahme von völkischen, rassistischen Positionen an der gesellschaftlichen Debatte. Dies ist ein großer, von der radikalen Rechten sehnlich erwarteter Schritt auf der Stufenleiter zur Normalisierung und zum politischen Erfolg. Es entsteht eine Darstellung der rechten Akteur*innen, die sich ob der Nähe zu ihnen differenziert gibt, aber letztlich verharmlosend ist. Wer sich in die kritische Auseinandersetzung mit deren Ideologie und Politik begibt, kann hierzu nicht die Rechten selbst fragen, sondern sollte sich an die kritischen Forscher*innen wenden, die diese Ideologie und ihre gesellschaftlichen Grundlagen analysiert haben.

Der Lokalteil

Das diese Tendenz nicht nur in den großen Redaktionen der Republik stattfindet, sondern auch den journalistischen Nachwuchs bewegt, zeigt ein lokales Kölner Beispiel. Die Kölner Studierendenzeitung (KSZ) macht in ihrer aktuellen Aufgabe auf mit einem Artikel über studentische Verbindungen. Zwar geht die KSZ mit erkennbar kritischem Anspruch an die Sache heran, scheitert aber bei der Umsetzung. Kritiker*innen der Verbindungen kommen nur kurz zu Wort, den überwiegenden Teil der Darstellung liefern die Verbindungsstudenten selbst. Weiterlesen

Nein zum Polizeigesetz NRW!

Warmup-Demo in Köln am Freitag, 22. Juni um 18 Uhr Roncalliplatz (Dom): Erst für eine Gesellschaft ohne Überwachung und Kontrolle demonstrieren und danach: Reclaim Zülpicher Platz! Reclaim the Streets! FB-Event

Die Autoritäre Formierung durchbrechen!

Gegen Sicherheitswahn, Staat und Kapital

Kurze Zeit, nachdem in Bayern das schärfste deutsche Polizeigesetz seit dem NS verabschiedet wurde, soll nun NRW folgen. Das neue Gesetz ist Ausdruck einer fortschreitenden Militarisierung, der Ausstattung der Staatsmacht mit geheimdienstlichen Kompetenzen und ein weitreichender Abbau bürgerlicher Rechte.

Dass dies gerade jetzt geschieht, ist wenig verwunderlich, so ist die formal als „Terrorabwehr“ verkaufte Reformierung doch eine direkte Folge aus der rechten Diskursverschiebung der letzten Jahre: Seit dem Durchmarsch der immer stärker faschistoid auftretenden AfD durch Talkshows, Stadträte und schließlich Parlamente hat sich der Rahmen des politisch sag- und durchsetzbaren derart verschoben, dass man getrost von einer autoritären Formierung in Staat und Gesellschaft reden kann. Mit der dürftigen Argumentation, man müsse den Nazis in Nadelstreifen „den Wind aus den Segeln nehmen“, üben sich die bürgerlichen Parteien schlicht darin, die Forderungen der Rechten, den grassierenden Rassismus und eben auch ihren Autoritarismus in Gesetzesform zu gießen.

In Zeiten der Krise, des Ausnahmezustands, beweist der bürgerliche Staat, mit welcher Leichtigkeit im Zweifelsfall grundrechtlich verbriefte Rechte abgeschafft werden und wie relativ die sogenannte „gesellschaftliche Mitte“ eigentlich ist: Zur Gewährleistung des Kernziels bürgerlicher Herrschaft, der Absicherung des kapitalistischen Normalvollzuges, ist fast jedes Mittel recht. Damit das System von Ausbeutung, Unterdrückung und Konkurrenz weiterhin wie geschmiert läuft, rüstet der Gewaltmonopolist seine Fußtruppen vorsorglich auf, die Gelegenheit ist selten günstig: Die diffusen Ängste vor Geflüchteten in Teilen der Bevölkerung werden aufgegriffen, verstärkt und schließlich genutzt, um damit unliebsame Vorhaben und den eigenen Sicherheitswahn begründen zu können.
Mit den neuen Befugnissen und Ausrüstung kann die Polizei also noch effektiver ihrer Hauptaufgabe nachkommen: Der Verteidigung des Status quo, der bürgerlichen Freiheit. Mit dem, was man sich unter diesem Begriff eigentlich vorstellen möchte, hat der real existierende Neoliberalismus allerdings wenig gemein: Hier ist die Freiheit vor allem jene zu Konkurrenz und Wettbewerb unter Anerkennung des Privateigentums. Dieses muss gegen die abgesichert werden, die im kapitalistischen Hauen und Stechen leer ausgehen und/oder diesen Zustand schlichtweg nicht hinnehmen möchten.

Das neue Polizeigesetz ist also vor allem auch ein Angriff auf Alle, welche nicht den Rückfall in die Barbarei herbeisehnen, sondern das Gegenteil:

Es dient dazu, emanzipatorische und kritische Praxis noch mehr zu kriminalisieren als bisher. Es soll insofern eine weitere Hürde darstellen, die den Kampf für eine andere, solidarische Gesellschaft weiter erschweren soll. Wir als radikale Linke dürfen uns allerdings von solchen veränderten Verhältnissen nicht einschüchtern lassen: Stattdessen gilt es, den Widerstand gegen Autoritarismus und Rechtsruck gerade dann aufrecht zu erhalten und zu verstärken, wenn dieser fortschreitet und sich konkret in solchen Gesetzen, Polizeigewalt und anderen Angriffen niederschlägt.

Am 7.7. auf die Straße gegen die autoritäre Formierung und für eine Gesellschaft jenseits von Kapital, Staat und Polizei!

Infos zur Demo: no-polizeigesetz-nrw.de

Infos zu unserem Block auf der Demo folgen…

Das neue Polizeigesetz umfasst:

  • IDENTITÄTSFESTELLUNG: Eine Identitätsfeststellung kann zukünftig 7 Tage Knast anstatt von bisher einem bedeuten.
  • POLIZEIGEWAHRSAM: Angebliche „Gefährder“ können ohne das ein Richter darüber entscheiden muss für einen Monat in den Knast.
  • SCHLEIERFAHNDUNG: Die Polizei darf ohne Begründung oder Anlass zukünftig Personalien kontrollieren und Menschen durchsuchen.
  • QUELLEN-TKÜ: Telefonate, Webseiten-Besuche und Messenger-Kommunikation dürfen zukünftig ohne Wissen der betroffenen mitgehört und mitgelesen werden. (Auch verschlüsselte Chats wie Signal oder Threema)
  • AUFENTHALTS UND KONTAKTVERBOTE: „Gefährdern“ soll zukünftig der Aufenthalt an bestimmten Orten / Städten oder der Kontakt mit bestimmten Personen oder Personengruppen für bis zu 3 Monate durch die Polizei untersagt werden können.
  • FUßFESSELN: „Gefährder“ dürfen zukünftig, ohne das sie von einem Gericht verurteilt wurden von der Polizei mit einer Fußfessel überwacht werden.
  • TASER: Das Waffenarsenal der Polizei soll um Distanzelektroimpulsgeräte, auch Taser genannt, erweitert werden.
  • VIDEOÜBERWACHUNG: Öffentliche Plätze dürften mit Videokameras überwacht werden, wenn die Polizei denkt, das dort Straftaten vorbereitet werden können.
  • DROHENDE GEFAHR: Einführung des neuen Begriffs als Grundlage für weiterreichende Kontroll- und Überwachungsbefugnisse für Polizisten in NRW.