Get Organized! Kritischer Einführungstag für Erstis und Interessierte / Uni Köln Hörsaal XII / 4.11.2023 11 Uhr

Egal ob neu in der Stadt oder Ur-Kölner*in, egal ob studierend, malochend oder arbeitslos: Wenn du dich für kommunistische Theorie und Praxis interessierst, mit uns und unseren Themen in Kontakt kommen oder einfach spannende Vorträge hören möchtest, komm am 4.11. zu unserem kritischen Einführungstag! Wir haben drei Referent*innen eingeladen, mit denen wir über verschiedene linke Kämpfe diskutieren werden und freuen uns auch mit dir ins Gespräch zu kommen. Denn gegen die Zumutungen unserer Zeit hilft nur eines: Get organized!

Programm

11:00-12:30

URA DRESDEN:
Klimakrise & Rechtsruck
– Eine Einführung

12:30-13:30: MITTAGSPAUSE

13:30-15:00

Friederike Beier: Materialistischer Queer-Feminismus. Entstehung und theoretische Grundlangen

15:30-17:30

Thomas Ebermann: Kritik der Bedürfnisse

Ankündigungstexte

URA Dresden: Klimakrise & Rechtsruck – Eine Einführung

Keine Partei kämpft so aggressiv gegen erneuerbare Energien wie die AfD, sie propagiert die Nutzung von Diesel und Kohle und Atomkraft. Dass die Verbrennung von Kohle den Klimawandel vorantreibt, verharmlsot oder bestreitet sie. Zeitgleich gewinnt die Partei immer mehr Wähler:innenstimmen für sich. Bei den nächstjährigen Wahlen in Teilen von Ostdeutschland kann sie tendenziell stärkste Kraft im Parlament werden.
Ob die Rechte die Klimakrise nun leugnet, für sich entdeckt oder eine völkisch aufgeladene „Beziehung“ zur Umwelt hat und vorallem was das für uns als Antifaschist:innen und Klimaaktivist:innen bedeutet, darüber möchten wir mit euch ins Gespräch kommen.

Friederike Beier: Materialistischer Queer-Feminismus. Entstehung und theoretische Grundlangen

Einem materialistischen Queerfeminismus geht es um eine emanzipatorische Theoriebildung für das Verständnis der Rolle von Geschlecht und Sexualität im Kapitalismus – entgegen des vermeintlichen Widerspruchs zwischen Identität und Klasse. Während der feministischen Queertheorie vorgeworfen wird, Kapitalverhältnisse und gesellschaftliche Strukturen nicht mitzudenken, wird die Herstellung von Geschlecht seitens marxistischer Analysen untertheoretisiert und die Rolle von Sexualität und Begehren für den Kapitalismus oftmals ausgeblendet. Demgegenüber zeichnet sich ein materialistischer Queerfeminismus durch eine antikapitalistische sowie queerfeministische Theorie und Praxis aus.
In der Lesung geht es um historische und aktuelle Verbindungslinien zwischen beiden Strömungen sowie aktuelle theoretische Verknüpfungen eines materialistischen Queefeminismus. Im Anschluss werden politische Perspektiven und Utopien einer geschlechtslosen und sorgezentrierten Gesellschaft vorgesellt und diskutiert.

Friederike Beier ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. Sie hat bei unrast die Buchreihe Theorien und Kämpfe der sozialen Reproduktion, den Band materializing feminism. Positionierungen zu Ökonomie, Staat und Identität zusammen mit Lisa Yashodhara Haller und Lea Haneberg (2018) und kürzlich das Buch ,,Materialistischer Queerfeminismus – Theorien zu Geschlecht und Sexualität im Kapitalismus“ (2023) herausgegeben. Aktuell arbeitet, forscht und lehrt sie zu materialistischem Queer-Feminismus, sozialer Re_Produktionsarbeit, queer-feministischer Staatstheorie und der globalen Regierung durch Zahlen.

Thomas Ebermann: Kritik der Bedürfnisse

Ob am Supermarktregal, bei Netflix oder im Bett: Warum wollen wir, was wir wollen? Sind unsere Bedürfnisse und Vorlieben biographischer Zufall? Als bewusste Entscheidung gar Ausdruck unserer sogenannten Individualität, die wir so gerne auf Instagram & Co inszenieren? Oder werden unsere Bedürfnisse und Begehren vor allem durch die Verhältnisse produziert, in denen wir leben – dem Kapitalismus?
Die Frage, ob es richtige, falsche, wahre und unwahre Bedürfnisse gibt, beschäftigt linke Gesellschaftskritik schon lange. Mit Rückgriff auf allerlei Philosophie von Karl Marx über Theodor W. Adorno bis Herbert Marcuse und Ágnes Heller wird sich der Autor Thomas Ebermann auf unserer Veranstaltung der Sache annehmen.

Wir sind überzeugt: In einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus – ohne Konkurrenz, Klassen und Produktion, deren einziger Zweck ist, Profit zu erzielen – könnten die Menschen ganz andere Bedürfnisse entwickeln als im Hier und jetzt. Doch wie soll diese andere Gesellschaft entstehen können, wenn der Kapitalismus es doch immer wieder schafft, den Menschen die Sehnsucht nach einer Alternative zum brutalen, traurigen, langweiligen kapitalistischen Alltag auszutreiben? Und sich die meisten eher ein Ende der Welt als ein Ende des Kapitalismus vorstellen können?

Thomas Ebermann ist Arbeiter ohne Fixierung auf diese frühere Lebensphase, Politiker ohne Karriere, Intellektueller ohne Abitur, Künstler ohne Genregrenzen.