„Säuberungen“ gegen selbstverwaltete Strukturen in Griechenland. Was tun?

Offene Versammlung am Freitag 18. Januar, 19:00
LC36 – Ludolph-Camphausenstr. 36, Köln

Das Fass ist längst übergelaufen. Nach jahrerlanger sozialer Zertrümmerung unter dem Troika-Regime aus EU, EZB und IWF, dem grassierenden Rassismus der Mitte, einem aufsteigenden Faschismus in Form der Partei Goldenen Morgenröte sowie der staatlichen Abschiebemaschinerie geht es in die nächste Runde. In den letzten Wochen wurde die_der letzte Skeptiker_in überzeugt, dass der Staat jetzt weiter aufräumen wird; gar einen perfekten Plan geschmiedet hat, 40 besetzte Projekte zu räumen. Das Unterfangen wird mittels biopolitischer Rhetorik („Säuberung“) verherrlicht und verdeutlicht die Hardliner-Ideologie der Sicherheitsoffensive.

Am 20. Dezember wurde der legendäre Squat Villa Amalias im Zentrum Athens geräumt. Es folgten Razzien an der Wirtschaftsuni ASOEE und in Exarchia, dem linksanarchistisch geprägten Szeneviertel in Athen. Am 9. Januar versuchten etwa 100 Genoss_innen die Villa Amalias wieder zu besetzen; parallel wurden die Büros der Partei Demokratischen Linken besetzt. Beide Besetzungen wurden von der Polizei aufgelöst, alle Aktivist_innen verhaftet und dann, als direkte Antwort der Staatsmacht zu verstehen, die Besetzung Skaramanga in der Innenstadt geräumt. Gestern morgen wurde die älteste Besetzung Athens Lela Karagiannis 37 geräumt, aber nachmittags von entschlossenen Genoss_innen wiederbesetzt.

Die ganze Operation gleicht einer Schocktherapie. Die Vermutung liegt nahe, dass der Staat einen Schlag nach dem anderen durchführt, damit sich die Bewegung nicht erholen kann.

Wichtiger denn je ist jetzt unsere konkrete Solidarität gefordert! Daher laden wir zu einer offenen Versammlung ein: Einerseits um uns über die brenzlige Situation in Griechenland auszutauschen, anderseits um Aktionsmöglichkeiten zu entwickeln, sodass wir unserer Solidarität mit den Kämpfenden in Griechenland praktischen Ausdruck verleihen können.

(Präsentiert von der AG International Affairs des Antifa AK Köln)

greece solidarity

Antirepressionsdemo mit 10.000 in Athen nach der Räumung der Villa Amalias (12.01.2013)

Video der Räumung der Lela Karagiannis 37

Links:

12.7. There is an alternative! Selbstorganisierung in Griechenland

Veranstaltungstour mit GenossInnen von Alpha Kappa (Antiautoritäre Bewegung) aus Thessaloniki

Veranstaltung in Köln:
12. Juli 20 Uhr
NaturfreundeHaus Kalk
Kapellenstraße 9a

Die Situation im „Krisenlabor“ Griechenland spitzt sich weiter zu. Der vorletzte Wahlakt in Griechenland brachte das einzig annehmbare Ergebnis einer bürgerlichen Wahl, die Unregierbarkeit. Längst ist klar, dass kein Programm im Parlament aufgestellt werden kann, dass den eingeschlagenen Weg der sozialen Zertrümmerung nicht weiter treibt.

Das bisherige kapitalistische Krisenmanagement zeigt in Griechenland seine Folgen: Eine Jugendarbeitslosigkeit von über 50%, der Zusammenbruch des Gesundheitssystems, eine wachsende, sich offen zum Faschismus bekennende Partei (Goldene Morgendämmerung) im Parlament und immer mehr Menschen, die sich in ihrer Verzweiflung das Leben nehmen. Wieder ist Rassismus ein Begleiter des krisenhaften Verwertungsprozesses des Kapitals. So starten Stadtverwaltungen, Polizei und Bürger sogenannte “Säuberungen” der Innenstädte. Zugleich kommt der griechische Staat seiner europäischen Rolle in der Migrationsabwehr nach und baut seine Abschiebelager aus.

Doch es tut sich auch anderes in Griechenland. Neben zahlreichen Generalstreiks und sozialen Kämpfen gegen die Sparprogramme entwickeln sich verschiedene Selbstorganisierungsprozesse der Arbeitslosen, Entwürdigten und Ausgeschlossenen. Vielerorts gründen sich Kollektive, soziale Zentren, selbstverwaltete Arztpraxen und Stadtteilversammlungen. Die Suche nach basisdemokratischer Selbstverwaltung und kollektiver Organisierung der Lebensmittelsicherheit zeugen vom Versuch einer Negation der Staatsmacht und der Möglichkeit einer sozialen Revolution im 21. Jahrhundert.

Die emanzipatorischen und reaktionären Entwicklungen in Griechenland wollen wir gemeinsam mit unseren Genoss_innen von der anarchistischen Gruppe A.K. Thessaloniki diskutieren.

A.K. (Αντιεξουσιαστική Κίνηση) ist ein antiautoritär-anarchistischer Organisierungsansatz in verschiedenen griechischen Städten, der sich seit den Protesten gegen den EU-Gipfel 2003 entwickelt hat. Die Gruppe aus Thessaloniki ist u.a. aktiv in einem sozialen Zentrum, im Aufbau von Kollektiven und in diversen politischen Kämpfen wie z.B. dem Kampf gegen die Goldminen in Chalkidiki (Halbinsel in der Nähe Thessalonikis).

So radikal sein wie die Wirklichkeit?!

Perspektiven zwischen Ohnmacht und Revolten

Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft & Detlef Hartmann (Materialien für einen neuen Antiimperialismus)

12.November 2010, Köln – 19:30 Naturfreundehaus Kalk

Generalstreiks & Revolten von Teilen der griechischen Bevölkerung stehen in krassem Widerspruch zu der Passivität, mit der hierzulande jede Verschlechterung, in dem Glauben „noch Schlimmeres“ abgewendet zu haben, hingenommen wird. Welche Perspektiven ergeben sich in den Auseinandersetzung mit der Vermittlung und Legitimierung der Krisenmaßnahmen.

Die Berliner Gruppe Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft werden vom Fall Griechenland ausgehend zeigen, wie nicht nur der Klassencharakter der Krisenbewältigung deutlich wird, sondern auch die verschärfte Staatenkonkurrenz sich in nationalistischer Stimmungsmache niederschlägt. Der Bruch mit diesen Ideologien ist erste Voraussetzung für jeden Widerstand der Lohnabhängigen in der gegenwärtigen Situation. Denn nur solche Kämpfe eröffnen überhaupt die Chance, eine Klassensolidarität über nationale Schranken hinweg endlich praktisch werden zu lassen.

Detlef Hartmann vom Projekt Materialien für einen neuen Antiimperialismus wird zeigen wie Widerstände und Kämpfe, so wie sie sich mit den Strategien des Kapitalismus zur sozialen Zerstörung und Unterwerfung der Subjekte konfrontieren, der zentrale Motor der Geschichte sind. Von den Kämpfen in Griechenland geht der Input zu den aktuellen Entwicklung kapitalistischer Strategien bis in die jetzige Schuldenkrise nach. Sie sind als Ausdruck einer epochalen Innovationsoffensive in Richtung auf ein neues globales kapitalistisches Kommando zu begreifen.

Im Anschluss an die beiden Inputreferate gibt es eine offene Diskussion zu den Perspektiven zwischen Ohnmacht und Revolte.