Bam oida!* Antifa‘-Bustour gegen den Burschenschafterball in Wien

Antifaschistitsche Bustour aus Köln
Die Tickets gibt es ab Anfang Januar zum abholen. Wo und wann es die Tickets gibt geben wir schnellstmöglich bekannt.

Veranstaltung mit Jörg Kronauer und der autonomen Antifa Wien in Köln

Am 08. Januar 2014, organisieren wir im AZ Köln eine Diskussionsveranstaltung. Geladen sind Genoss_innen von der autonomen Antifa Wien mit einem Briefing für die Lage vor Ort und Jörg Kronauer (freier Autor, u.a. Jungle World und Konkret) über die Machenschaften und Verbindungslinien verschiedener europäischer Rechten.

Wie in den vergangenen Jahren bitten auch 2014 wieder Burschenschaften und reaktionäre Spinner_innen zum Tanz beim sog. „Wiener Akademikerball“. Dieser Ball ist kein Dorfsaufen auf der Kirmes oder Tanzstundenerprobung. Er ist Grund für das Get-to­ge­ther bekannter rechtspopulistischer Hetzer_innen und völkischer Freaks. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Verwerfungen und den damit verbunden politischen Legitimationskrisen etablierter Parten gewinnen in einingen Ländern Europas antisemitische, sexistische und rassistische „Krisenlösungsstrategien“ im öffentlichen Diskurse an Boden. Dabei spielen sich die Reaktionär_innen in ganz Europa die Bälle zu und vereinen sich. Mehr Anlässe denn je, diesen „Ball“ zu stören und aufzumischen.

Die europäischen Rechten, die in der Krise mit rassistischen Ressentiments und traditionellen Geschlechterrollen an Boden gutmachen konnten, scheinen allmählich über ihre Differenzen hinweg zu kommen und schließen sich zusammen. In der reaktionären Allianz „European Alliance for Freedom“ treten Rechte aus Frankreich, Schweden, der Slovakei, Belgien, Italien und Österreich zur Europawahl im kommenden Mai gemeinsam an. Angesichts der traditionell geringen Wahlbeteiligung ist ein Erfolg dieses Blocks mehr als reine Panikmache. Auch wenn sich die extreme Rechte als Vorkämpferin für die eigene Nation bzw. der „alten Europäer“ stilisiert, darf ihr gemeinsamer Konsens einer Zurichtung der Gesellschaft nach ihren Weltbild aus Sozialdarwinismus und Rassismus nicht vergessen werden.

In Wien, wo die Allianz gegründet wurde, finden mit dem „Akademikerball“ ein weiteres Treffen statt, wo einige dieser Vertreter_innen mit ihren faschistischen Kamerad_innen auflaufen. Dieses Treffen steht unter dem Zeichen eines feierlichen Festaktes und hat auch schon vor dem gemeinsamen Anliegen der Europawahl unter dem Titel „WKR-Ball“ stattgefunden. Schon damals war der Auflauf erzkonservativer Fans von Nation, Tradition und „Kultur“ Grund genug für emanzipatorische Störer_innen, sich zur Party selbst einzuladen. Doch dieses Jahr gewinnt dieses Stelldichein eine vollkommen neue Ebene der Dringlichkeit antifaschistischer Intervention angesichts der gefährlichen gemeinsamen Sache von rechten Populist_innen und völkischen Freaks.

Mehr Infos zu den geplanten Protesten auf:
nowkr.at | umsganze.org

*: wienerisch für so viel wie: „Ab gehts!“

Zum Hintergrund

Europäische Zustände

Duisburg, Schneeberg, Berlin-Hellersdorf sind Orte, die 2013 rassistische und nationalistische Fackelmärsche sowie reaktionäre Mobs gegen Geflüchtete und Migrant_innen hervorriefen. Gehetzt wird dort nicht nur verbal, sondern auch mit Brandbeschleunigern. Diese rassistischen Anschläge – von offizieller Seite meist nicht als politische Mordversuche anerkannt – kommen nicht „aus heiterem Himmel“: Wo wochenlang rassistische Umtriebe in der Umgebung herrschen, gehen Heime für Geflüchtete in Flammen auf. Das ist kein Zufall. In einigen Regionen ist der Status „Flüchtling“ oder „Migrant_in“ Grund genug, sich ernsthaft um seine körperliche und psychische Unversehrtheit zu sorgen.

Quer durch Europa verschärft sich ein aggressiv nationalistischer, chauvinistischer Diskurs, der an den Grenzen der „Nationalstaaten“ nicht halt macht. Lauthals wird gefordert, den Rest, den die Krise an sozialen Leistungen und Garantien übrig gelassen hat, nur an ganz wenige zu verteilen. In diesem „Verteilungskampf“ erfährt die Parole „Das Boot ist voll“ wieder Hochkonjunktur in Zeitungen, Nachrichten und an Stammtischen. Diese Haltung findet unterschiedliche Ausdrucksformen, doch die Message bleibt immer die Gleiche: Es ist reaktionäre Scheiße – egal ob offene Pogrome durch Nazis stattfinden oder rechtspopulistische Biedermänner und -frauen mit akademischen Titeln polarisierende Diskussionen entfachen.

Geflüchtete ins Meer…

Doch die rassistische Eskalation braucht nicht unbedingt wütende Nazis und Bürgermobs. Der Staat tut sein Möglichstes, diesen Zustand permanent aufrecht zu erhalten. Seit der Krise wird aus gutem Grund an der europäischen Integration gezweifelt. Doch in Sachen Abschieberegime, Flüchtlingsabwehr und Grenzverteidigung herrscht unter europäischen Staatsmenschen ein breiter Konsens und die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar. Auf das Lampedusa-Unglück mit über 300 Toten erwiderte Bundesinnenminister Friedrich trocken, dass die „Schleusenkriminalität“ bekämpft werden müsse. Zudem solle die Entwicklung der Herkunftsländer so verbessert werden, „dass die Menschen schon keinen Grund haben, ihre Heimat zu verlassen.“

Dieses rhetorisch reingewaschene Plädoyer für höhere Mauern und gezielteres Morden auf dem Mittelmeer ist besonders zynisch. Der europäische „Ökonomieimperativ“ lautet „Wachstum durch Export“. Unter diesen Umständen führt der unbändige kapitalistische Drang nach immer höherem Mehrwert zu folgenreichen Zugriffen auf politische und ökonomische Strukturen der Abnahmenationen. Nicht zuletzt ist also deutscher Verwertungszwang für jene Verhältnisse verantwortlich, die Menschen dazu zwingen, ihre perspektivlosen Heimatländer zu verlassen und in Europa ihr Glück zu suchen. Von den Flüchtlingsprotesten wurde dieser Zustand auf den Punkt gebracht: „We are here because you destroy our countries!“

…Frauen an den Herd

Der gesellschaftliche Ruck nach rechts zeigt sich auch in einem breiten Konsens in Sachen Reproduktion und klassischen Geschlechterrollen. Über politische Lager hinweg ist man(n) sich einig: Ein „bedrohliches Außen“ voller Konkurrenz und Verwertungszwängen verlangt ein von Liebe und Zuneigung erfülltes „harmonisches Innen“ zum Ausgleich. Entlang der Geschlechterrolle sind es strukturell in der Regel die Frauen, die für „Harmonie“ und Reproduktion der ganzen Familie, der Keimzelle der bürgerlichen Gesellschaft, verantwortlich gemacht werden. Auch eine liberale Forderung nach der gesetzlichen Frauenquote ändert daran nichts.

Zwar gibt es im „modernen“ Europa auch die „moderne“ heterosexuelle Familie, wo sowohl der Mann als auch die Frau lohnarbeiten „dürfen“. Doch Aufgaben wie Hausarbeit, Erziehung der Kinder oder Pflege von älteren Familienmitgliedern fallen nicht weg. Stattdessen werden sie abgeschoben an prekär beschäftigte Angestellte – meist weibliche Geflüchtete und /oder Menschen mit Migrationshintergrund. Der Trick dieser Pseudo-Emanzipation der Frau à la CDU ist schnell erklärt, wenn er als weißes, mittelständiges Privileg oder eben als Klassenfrage begriffen wird. Ginge es nach einigen wortführenden Rechten in Europa, fiele selbst dieser von ihnen als „Feminismus“ ausgemachte Zustand unter den Teppich. Völlig selbstverständlich appellieren Rechtspopulist_innen und Faschist_innen an „Kultur“ und „Tradition“ und propagieren das jahrhunderte alte Bild der Frau am Herd und dem Mann als Ernährer. Dieser Rollback findet auch auf dem „Akademikerball“ in Wien seinen Ausdruck – zu Walzer und Polonaise, im Wichs und in Rüschen.

Reaktionären Krisenlösungen entgegentreten!
Der rechten Party in die Suppe spucken!
Wir kommen, um zu stören!