9.11 Diskussion Gedenkpraxis

Gedenken denken oder Gedanken zum Gedenken

Diskussion über eine linke, emanzipatorische Gedenkpraxis.

Wir sehen unsere alljährliche Arbeit als ein Prozess, den wir reflektieren und ständig weiterentwickeln wollen. Nach drei Jahren öffentlicher Intervention ins Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 möchten wir den 70. Jahrestag zum Anlass nehmen, um inne zu halten und nicht einfach weiter zu machen. Zu viele Fragen möchten beantwortet zu werden, zu viele Zweifel an der Form und dem Inhalt des bisher Gewesenen nagen an uns.

Braucht es neben den Veranstaltungen bürgerlicher Organisationen überhaupt ein zusätzliches Gedenken mit explizit linksradikalen und emanzipativen Ansprüchen? Und welches wären diese Ansprüche? Und vor allem: Wie kann ein solches Gedenken an die Novemberpogrome aussehen? Welches Handeln lässt sich aus den kategorischen Imperativen von Marx und Adorno ableiten, ohne dabei in die vielen Fallen zu geraten, in die die Linke in der Vergangenheit immer wieder auf fatale Weise getappt ist? Wie kann auf Basis der Ereignisse vom 9. November 1938 ein Handeln im Heute abgeleitet werden, das die Opfer nicht instrumentalisiert, das die Ereignisse nicht relativiert? Ist das überhaupt möglich? Und ist es nötig? Was ist eigentlich Gedenken, welche Schwierigkeiten sind mit kollektiven Gedenk- und Trauerpraxen verbunden?

Fragen über Fragen. Wir wissen es nicht besser als ihr und wollen deshalb mit Euch darüber diskutieren, um gemeinsam Ansätze für Antworten zu entwickeln. Zwei kleine Inputreferate sollen auf Fallstricke im Gedenken eingehen und eine Übersicht über wichtige Thesen zum Thema bieten. Danach gibt es die Möglichkeit, gemeinsam zum Gedenken nach Leverkusen zu fahren, denn trotz unserer Vorbehalte gegenüber der derzeitigen Gedenkpraxis und politischer Differenzen mit der Veranstaltung in Leverkusen halten wir wegen der Naziübergriffe letztes Jahr eine praktische Solidarität für richtig und wichtig.

Wann? Sonntag 9. November 2008, 15h-1730h
Wo? Alte Feuerwache Köln

Weitere Infos unter: www.kein-vergessen.tk