Liebe Genoss*innen und Passant*innen,
Ich bin Pia vom Antifa AK Köln. Wir freuen uns, dass Ihr ein weiteres Mal so zahlreich mit uns auf die Straße geht.
Damit reihen wir uns in die über 100 Jahre alte Geschichte des rebellischen 8. März ein.
Seit jeher kämpfen Frauen und Queers für Emanzipation & Selbstbestimmung über den eigenen Körper, und gegen die Zumutungen der bestehenden Ordnung.
In Zeiten des wieder erstarkenden Faschismus, bedeutet das auch gegen mögliche Verschlechterungen im Hier und Jetzt zu kämpfen.
Konkret bedeutet das den Kampf gegen Antifeminist:innen, der nun aktueller ist denn je. In Köln konnten wir vergangenes Jahr eindrucksvoll zeigen, dass Versuche rechter Akteure unsere Stadt zum Schauplatz ihrer Bewegung zu machen zum Scheitern verurteilt sind – der von „pro Life“ versuchte „Marsch für das Leben“ musste nach weniger Metern umkehren und konnte nicht abschließen.
In Zeiten des Rechtsrucks, wähnen sich nationale Akteure in Sicherheit und arbeiten – mitunter bestens vernetzt – von AfD, über den rechten Flügel der CDU bis hin zur katholischen Kirche daran, feministische Errungenschaften der letzten Jahrzehnte rückgängig zu machen und einzuschränken.
Die rechte Ideologie bleibt jedoch bei der bloßen Einschränkung reproduktiver Rechte nicht stehen. Was jetzt schon alle Frauen betrifft, wie etwa der unzureichende Zugang zu Abtreibungen, wird auch entlang rassistischer Denkmuster weiter gedacht: Im Zuge der rechten Erzählung vom „great replacement“ kommt die Forderung auf, Geburtenraten in migrantischen Gruppen einzudämmen. Sonst wird – so die Vorstellung der Rechten – die „einheimische“ Bevölkerung verdrängt oder gar „ersetzt“.
Die daraus resultierende Forderung der sog Remigration, sowie einer Begrenzung der Kinderanzahl bei Menschen mit Migrationsgeschichte, dominiert mittlerweile weite Felder des politischen Diskurses der Rechten.
Konkret zeigt sich hier, was von der nicht-mehr-ganz-so-neuen Rechten zu erwarten ist, wenn sie politischen Raum & Macht bekommt: Unmittelbare & zwangsweise Eingriffe in die reproduktive Selbstbestimmung von Frauen.
Man muss allerdings nicht erst bis an den rechten Rand schauen, um heute auf die Straße zu gehen. Frau sein im Bestehenden ist Zumutung genug.
Sei es unbezahlte Reproduktionsarbeit zu Hause oder unterbezahlte Care- und Sorgearbeit in Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. All das flankiert von ganz konkreter Gewalt gegen Frauen und Queers bis hin zum Femizid.
Mit diesen Zuständen sind wir jeden Tag konfrontiert.
Wir sehen, wie Kapitalismus und Patriarchat voneinander profitieren und sich die gesellschaftliche Spaltung entlang von Klasse, Geschlecht und Herkunft nicht nur nutzbar machen, sondern aufrecht erhalten, um selber am Leben zu bleiben.
Kurz gesagt: der Kampf für Emanzipation und Selbstbestimmung ist nicht vom Kampf gegen Kapitalismus und Rassismus zu trennen, sondern Eins. Feminismus, Antifaschismus und Antikapitalismus sind untrennbar miteinander verbunden.
Wir müssen uns gegen den unerträglichen Normalzustand und die aktuell drohende Verschlechterung durch die Faschisten organisieren und die Gesamtzumutungen des kapitalistischen Patriarchats angreifen. Dafür machen wir als breite, radikale und unversöhnliche feministische Bewegung heute den ersten Schritt.
FÜR EINE WELT DER SOLIDARITÄT UND GEGENSEITIGEN SORGE.