Dienstag, 19. November – 19:00 – Autonomes Zentrum Köln (Eifelwall 7)
Veranstaltet vom Antifa AK Köln, Interventionistische Linke Köln, AKKU, ISL Köln und dem Jugendclub Courage
Die Lebenssituation der Menschen in Griechenland verschärft sich von Tag zu Tag. Die zahlreichen Maßnahmen, die von der Troika, bestehend aus EZB, EU und IWF, diktiert und durch die griechische Regierung umgesetzt wurden, haben fast alle Rechte von Arbeitnehmer*innen einkassiert. Eine Jugend wächst mit 65% Arbeitslosigkeit und der klaren Aussicht auf eine dunkle Zukunft auf. Immer mehr Menschen, nehmen sich in ihrer Verzweiflung das Leben. Die soziale Zertrümmerung führte zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems. So lebt ein großer Teil der Menschen mittlerweile unversichert, die Krankenhäuser sind überlastet oder werden im Rahmen von Sparmaßnahmen geschlossen. Im Bildungssystem sieht es nicht anders aus; im Winter ist sogar das Heizöl für Schulen zu teuer, teilweise werden Schulbücher nur noch als CDs verteilt. Ganz im Sinne eines kapitalistischen Krisenmanagement wird so der Ausverkauf Griechenlands weiter vorangetrieben und von Premier Samaras als Erfolgsgeschichte abgefeiert.
Doch es tut sich auch anderes in Griechenland. Neben zahlreichen Generalstreiks und sozialen Kämpfen gegen die Sparprogramme entwickeln sich verschiedene Selbstorganisierungsprozesse der Arbeitslosen, Entwürdigten und Ausgeschlossenen. Vielerorts gründen sich Kollektive, soziale Zentren, selbstverwaltete Arztpraxen und Stadtteilversammlungen. Die Suche nach basisdemokratischer Selbstverwaltung und kollektiver Organisierung zeugen auch von dem Versuch, mehr zu sein als Lückenfüller für den sich zurückziehenden Staat. Die Frage, ob ein ‚back to normal‘ realistisch und überhaupt gewünscht wird, steht im Raum.
Die emanzipatorischen Entwicklungen in diesen schwierigen Zeiten und die darin gemachten Erfahrungen wollen wir gemeinsam mit unseren Genossen von der selbstverwalteten Fabrik VIO.ME und der antiautoritären Gruppe A.K. Thessaloniki diskutieren. Welche Erfahrungen werden in diesen Strukturen gemacht, welche Zugangshürden bestehen? Wo und wie lassen sich lokale Strukturen aufbauen und an welchen Stellen sind überregionale Vernetzungen nötig?
VIO.ME (Viomichaniki Metalleftiki) ist eine selbstverwaltete Fabrik in Thessaloniki im Norden Griechenlands. Etwa 40 Arbeiter*innen besetzten die Fabrik, in der sie arbeiteten, und nahmen so ihr Leben selbst in die Hand. Seit April produzieren die Arbeiter*innen mit Hilfe des Know-hows aus den selbstorganisierten Strukturen Thessalonikis nicht mehr Fugenkleber und Co., sondern umweltfreundliche Reinigungsmittel für den häuslichen Gebrauch. Die Produkte werden in zahlreichen sozialen Zentren und auf informellen Märkten vertrieben.
A.K. (Αντιεξουσιαστική Κίνηση) ist ein antiautoritärer Organisierungsansatz in verschiedenen griechischen Städten, der sich seit den Protesten gegen den EU-Gipfel 2003 entwickelt hat. Die Gruppe aus Thessaloniki ist u.a. aktiv in einem sozialen Zentrum, im Aufbau von Kollektiven und in diversen politischen Kämpfen wie z.B. der direkte Unterstützung von VIO.ME oder dem Kampf gegen die Goldminen in Chalkidiki.