Aufruf: Gegen linke Bewusstlosigkeit – für einen konsequenten Antifaschismus!

Die Genoss_​innen von der »Autonomen Antifa [f]« haben den Folgegen Aufruf verfasst. Dieser richtet sich gegen das Bestreben einiger Kräfte innerhalb »der« Linken Bewegung, Islamismus als teil der globalen Linken anzuerkennen und plädiert stattdessen dafür Islamismus als das anzuerkennen, was er ist: eine reaktionäre Bewegung.

Der Antifa AK Köln unterstützt den Aufruf.

Die Gruppe KP-Berlin (Vorgängergruppe der TOP) hat 2006 die Broschüre „Islamismus Kulturphänomen oder Krisenlösung“ herausgegeben auf die wollen wir in diesem Kontext nochmal hinweisen: PDF-Download

Gegen linke Bewusstlosigkeit – für einen konsequenten Antifaschismus!

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Eine Bedingung wird sich für die Linke nie ändern: Wenn sie alle Verhältnisse umwerfen will, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist (Marx), wenn sie also Emanzipation und eine befreite Gesellschaft will – dann braucht sie zwar vor allem eine radikale Kritik dieser Verhältnisse, aber kommt dabei nicht um deren aktuelle Beschaffenheit herum. Die Ausgangslage für den Kampf um eine befreite Gesellschaft ändert sich ständig, ihm kommen zu unterschiedlichen Zeiten und Orten unterschiedliche Gegenbewegungen, Probleme und Chancen entgegen. So stehen etwa Faschismus, Wirtschaftswunder oder Krise für sehr verschiedene Ausgangslagen, die stets auch verschiedene Gegenstrategien erfordern.
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VA: Perspektiven autonomer Politik

27. Oktober 19:30 Bauwagenplatz Wem gehöhrt die Welt (Krefelder Str. – Bahnhalte: Hansaring)


Mitglieder des HerausgeberInnenkollektivs werden ihre Motivationen für das Projekt und die damit verbundenen Hoffnungen darlegen, einen Überblick über den Inhalt geben und einzelne, ausgewählte Themenbereiche vertiefen. Vor allem aber soll viel Raum sein, zu diskutieren und sich auszutauschen!

Der „ak wantok“ hat im Buch „Perspektiven Autonomer Politik“ an die 50 Beiträge vereint, die sich mit der Geschichte, vor allem aber mit der Gegenwart und Zukunft der autonomen Bewegung auseinandersetzen. Der Textsammlung liegt die Überzeugung zugrunde, dass die autonome Bewegung nicht nur ein bedeutendes Kapitel in der neueren Geschichte linksradikalen Widerstands in Europa darstellt, sondern dass sie einen Rahmen geschaffen hat, der auch zukünftig das Schaffen und Verteidigen gegenkultureller Räume ebenso ermöglichen und stärken kann wie den Kampf gegen Herrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung.

Aus der Einleitung: »Autonome Diskussionen finden auf Treffen statt, auf Veranstaltungen und Demos, in Szeneblättern und Internet-Foren. Sie sind breit gefächert, vielfältig und komplex, und das ist gut so. Manchmal jedoch scheinen den Diskussionen gemeinsame Referenzpunkte zu helfen, die Debatten zusammenfassen, zueinander in Beziehung setzen und in historische Zusammenhänge rücken. Dies kann zu mehr Klarheit führen, noch einmal neue Perspektiven ermöglichen und Grundlagen für weitere lebendige Diskussionen schaffen.«

Redebeitrag auf der Iran Soli-Demo (26.06.2009)

Die letzte Woche sind Hunderttausende von Menschen im Iran auf die Strassen gegangen. Was als Proteste gegen eine gefälschte Wahl begann, hat sich spätestens nach der Anordnung des Regimes Proteste zu unterlassen durch die Freitagpredigt Khamenei`s und der Widersetzung dieser Anordnung durch die Fortführung der Manifestationen der Opposition in Teheran und anderen Städten zu einer ernstzunehmenden Krise der islamischen Diktatur Irans entwickelt.

Das es diese Krise des Terrorregimes gibt, ist gut und nicht schlecht! Doch der Wunsch den die Bevölkerung des Irans unter Einsatz ihres Lebens täglich auf die Strassen trägt nach bürgerlicher Freiheit und mehr Selbstbestimmung wird innerhalb der BRD von einer kruden Volksfront so genannter Linker und mächtiger Fraktionen des deutschen Kapitals nicht geteilt.

4 Milliarden Euro jährliche Exporte aus der BRD gehen in den Iran, Geschäftsbeteiligungen und Direktinvestitionen kommen hinzu. Die BRD ist einer der wichtigsten Handelspartner der islamischen Diktatur. Die Achmedineschad`s des Regimes wissen, was sie an ihren Freunden in der BRD haben. Leute, die sonst sich in pseudo-antiimperialistischen Vernichtungsphantasien ergehen, werden ganz wuschig, wenn es darum geht deutsche Investitionen nach Teheran zu holen. So erklärte kürzlich der Ölminister des Irans, Nozari, im Handelsblatt bezüglich deutscher Investionen: „Wir bieten riesige Chancen, und wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Dass die Diktatur auf die Geschäftskumpels aus der BRD vertrauen kann, bewies zuletzt Daniel Bernbeck, Geschäftführer der Iranisch deutschen Handelskammer wieder. In einer selbstmitleidigend Stellungnahme beklagte er die angebliche Stimmungsmache gegen deutsche Unternehmer, die dem Terror Regime hier und da mal ein wenig Unterstützung zu Teil werden lassen. Zitat Bernbeck: „Deutschland ist katholischer als der Papst. Das Land ist strenger, als es die Vereinten Nationen vorgeben. [und weiter] Da heißt es, dass jeder, der mit dem Iran oder mit iranischen Unternehmen Geschäfte macht, sich quasi mitverantwortlich macht für das, was die iranische Regierung tut oder angeblich tut.“

Über so viel Rotz der Folterregime Liebhaber, die aufgrund der aktuellen Lage scheinbar ein paar Millionen weniger verdienen können, werden die treuen deutschen Staatsesel sich wirklich Sorgen machen. Zum Glück hat diese deutsche Kapitalfraktion ihre engsten Verbündete in der so genannten Linken der BRD. Ob Europäische Linkspartei, oder Junge Welt bis hin zum Faschisten gewandelten Jürgen Elsässer gratuliert die treu deutsche Linke Achmedineschad zum angeblichen Wahlsieg. Problematisch nur für die deutschen FreundInnen und Freunde des Folterkellers, dass die iranische Bevölkerung beim Planspiel: „Wir gratulieren Achmedineschad und seinen Schläger-Banden“ nicht mitspielen will.

Kein Problem für unsere aufrechten Deppen der deutschen Nation, da wird halt die nach Freiheit strebende Opposition im Iran einfach verunglimpft als „Gucci-Gesellschaft“ wie in der Neuen Rheinischen Zeitung gestern, oder von Elsässer zum Abschuss freigegeben als „Discomiezen, Dorgenjunkies und Stricherjungen des Finanzkapitals“.

Liebe Freundinnen und Freunde lasst euch von diesen Eseln des deutschen Kapitals, egal ob Handelsblatt Redakteur oder Herausgebern so genannter Linker Blätter, nicht verunsichern. Es gibt in der BRD noch immer radikalen Linke, die den Hort der Restvernunft verteidigen und klar und unmissverständlich zu euch sagen: Hoch die antinationale Solidarität! Weg mit der islamischen Republik Iran!

Zu guter Letzt: Wir schließen uns euch hier und heute als Antifa Gruppe euren Protesten an, nicht weil wir finden, dass Mussawi besser wäre als Achmedineschad, nicht nur weil die Zerschlagung der islamischen Diktatur Iran auf der Tagesordnung steht, nicht nur weil wir immer an der Seite jener stehen werden, die sich gegen Verhältnisse wehren, in denen der Mensch ein erniedrigtes und verächtliches Wesen ist, sondern um klar zu machen der Kampf um soziale Befreiung ist antinational.

Antifa AK Köln

Redebeitrag auf der Antiknastdemo 2009/10

AntiknastdemoDie repressive Antwort auf die soziale Krise in der BRD zeigt sich in den überfüllten Knästen. Die Antwort des Staates auf die momentane Krise des Knastsystems lautet bekanntlich ausweitende Privatisierung der Knäste oder wie beim Beispiel Ratingen die Überführung des Baus und Bewirtschaftung des Knast in privatkapitalistische Hand. Was für den Staat als Kostenproblemlösung erscheint, stellt die Gefangen vor das Konfliktfeld der scheinbaren Rechtsabwesenheit. Anstaltsleiter verweigern die Durchführung von medizinisch notwendigen Maßnahmen, die Personaldecke der Beamtenschaft wird so dünn, dass eine ordentliche Bearbeitung von Anträgen unmöglich gemacht wird. Die Übertragung einer Generalvollmacht für den sozialen Dienst an private Firmen wie Kötter führt zur rechtlich sanktionierten total Entmündigung der Gefangenen.

Formal besteht das Recht fort, zum Beispiel haben die Gefangen weiterhin auf dem Papier ihr Recht auf Körperliche Unversehrtheit. Nur diese faktisch wahr zu nehmen, also eine Rechtssicherheit zu haben eine notwendige medizinische Maßnahme auch zu bekommen, wird faktisch immer häufiger in Frage gestellt. Dass das Recht so seinen Charakter der Garantie und somit sich selbst verliert, ist jedoch nicht auf die Situation in den Knästen beschränkt, es ist zur konkreten Frage für die kämpfenden sozialen Bewegungen geworden.

So sind tagtägliche Beispiele in den Arbeitsagenturen zu finden, wo Menschen mit formellen Rechtsansprüchen, wie eine Waschmaschine zu bekommen oder ihre Auszahlung zu erhalten, schroff abgewiesen werden. Die Rechtszufälligkeit ist die Grundlage der Disziplinierungsanstalten geworden, die die Überflüssigen der Warenproduktion bekämpfen.

Im alltäglichen Horror der Lohnarbeit vollzieht sich per Regierungsentscheid eine ähnliche Tendenz. LeiharbeiterInnen, Mini und Midi Jobber könnten sich weiterhin auf das Arbeitsgesetz berufen und demnach Urlaubsgeld, Kündigungsschutz, und was der Staat einst zur Sicherung der Reproduktion des varibalen Kapital verkündet hat, in Anspruch nehmen. Faktisch jedoch können oder werden diese Rechte für die einzelnen Proleten nicht zur Wirklichkeit.

Eine generelle Kampflinie der kämpfenden sozialen Bewegungen egal ob in Knast, ARGE oder Mini Job scheint somit der Kampf um die Rechte geworden zu sein. Dieser Kampf jedoch ist ein Kampf, der uns allen aufgezwungen wird, um zu überleben. Das heißt auch wenn wir in den Knäste darum kämpfen medizinische versorgt zu werden, wenn wir in den Arge um die Auszahlungen von den Geldzahlungen kämpfen, um uns Lebensmittel zu kaufen, dann tun wir dies nicht, weil wir die BRD und ihre Gesetzte lieben, nein wir tun es schlicht, weil wir es müssen.

Darum zielt unsere Kritik nicht auf die Nichtrealisierung des Rechts ab, sondern auf die Abschaffung von Recht, Staat und Kapital. Eine Kritik, die sich auf Arbeitsunrecht; Knastskandale und so weiter bezieht, wäre keine Kritik an den herrschenden Verhältnissen, sondern eine Affirmation dieser. Jede positive Bezugnahme auf das Recht, ist eine auf Staat und Kapital: Recht, Kapital und Staat können nicht voneinander getrennt gedacht werden. Wer Recht haben will, will auch das staatliche Gewaltmonopol, ob er oder sie will oder nicht. Den dieser Wunsch vollzieht sich hinter dem Rücken der Wünschenden. Denn Recht und Staat sind eins, gerade weil sie auseinander fallen. Auch wenn das Rechtssystem „dem Staat“, also der Exekutive gegenüber, relativ autonom ist, kann kein Recht ohne staatliche Gewalt gedacht werden. Die Kämpfe um Rechte zementieren somit den bürgerlichen Horizont, statt ihn zu überschreiten. Soziale Kämpfe und Skandale sind
objektiv eine Form, in der sich fortschrittliche gesellschaftliche Herrschaft politisch reproduziert.

Wegen ihres beschränkten Horizonts sind soziale Kämpfe in bürgerlicher Form die Ideologie ihrer Verhinderung. Die Durchsetzung und das Erkämpfen sozialer Rechte kann natürlich die Kapitalakkumulation zum stottern bringen. Aber sie sind kein Ansatzpunkt für eine gesellschaftliche Emanzipation, da dieser Ansatz sich notwendigerweise um die Machtfrage drückt. Er ruft den Souverän an, der die Warenförmigkeit des gesellschaftlichen Reichtums garantiert. Auch ein – natürlich begrüßenswerter – größerer Teil dieses Kuchens ändert nichts daran, dass die Menschen unter der Kontrolle der gesellschaftlichen Bewegung von Sachen bleiben.

Darum lasst uns 2010 nicht die beschissene Situation idealisieren, dass wir Gerichte anrufen müssen um zu überleben, dass wir in den Argen Tumulte um die Auszahlungen veranstalten. Lasst uns stattdessen dafür plädieren mit der ganzen Scheiße aufzuräumen. Es geht nicht um soziale Rechte von diesen beschissenen bürgerlichen Staat, es geht darum schnellstmöglich zum Punkt zukommen, an dem wir als die kämpfenden sozialen Bewegungen den Gefängnisausbruch organisieren, den Kaufhausraub planen, den DGB, BDI und die Fabriken besetzten, die Polizeistationen anzünden und daran machen gemeinsam etwas besser als Staat, Nation und Kapital zu haben:

Den Kommunismus halt