Sometimes, it is necessary to fight! – keine Heimat, keine Nation, keine Nazis!
In Aachen sieht die Welt noch in Ordnung aus. Die Bäcker liefern frühst morgens ihr Brot aus, die Busse fahren pünktlich in die umliegenden Provinzen, die Cocktails der Pontstraße sind gekühlt und die “deutsche Jugend” jagt Menschen durch die Straßen, Tag für Tag. Nur Nörgerler_Innen und Misepeter_Innen reden von einen Naziproblem in dieser heilen Welt. Natürlich wissen auch die Herren Polizeikommissare, dass die “jungen rechten Burschen” mal hier und dort Ärger machen, aber gleich vom Nazi-Problem reden, nein das geht dann doch zu weit. Würde man den Geschichten jener “Radikalen” Glauben schenken, vor denen das “Dorfkomitee gegen jeden Radikalismus” immer gewarnt hat, würden die Bratwurstfeste für ein bisschen mehr “Bunt” vollkommen abstrus wirken und die dörflichen Tourimanager_Innen der ersten “deutschen Königsstadt” wären als das entlarvt was sie sind: Agenten des Nationalismus. Doch wo die Meinungsmacher der demokratisch verfassten Öffentlichkeit in Aachen nur Übertreibungen und Jugend-Cliquen-Konflikte sehen, da lauert der Naziterror an jeder nächst gelegenen Laterne, da wird jede Statistik von rechtsradikalen Übergriffen zur Farce, weil diese längst zum Alltag gehören. Jede Auflistung von “Gewalt der Rechten”, jeder Bericht über den neusten Exzess des Terrors kann nur ins Absurde führen, denn Tag auf Tag, Woche für Woche würde sich das zuletzt Geschehene als doch nicht so schlimm darstellen.
In Deutschland und Aachen, in einem System wie dem Kapitalismus werden tagtäglich Menschen ermordet. Sie erfrieren, weil sie keinen Wohnraum haben, obwohl Häuser leer stehen. Sie verhungern, weil sie kein Geld für Essen haben, obwohl die Müllcontainer der Supermärkte jeden Abend neu befüllt werden. Sie verrecken, weil sie sich nur die Billigkrankenversicherung leisten konnten, obwohl die medizinischen Möglichkeiten ausreichend erforscht und aufgebaut sind. Auch ohne die unmittelbare Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit durch Nazis, ist die alltägliche gewaltförmige Exekution des bürgerlichen demokratischen Allgemeinwillens eine quantitativ und qualitativ höhere Gefahr für viele Menschen. Besonders für Personen, die keinen Status als (Staats)Bürger_In und damit keine Anspruchsberechtigung haben, wie zum Beispiel Migrant_Innen ohne oder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus, zeigt sich der nationale Bezugsrahmen als unmittelbare und strukturelle Gewalt und existenzielle Bedrohung.
Die Nazis knüpfen an die Probleme im Kapitalismus an und versprechen den brutalen Kampf der kapitalistischen Interessen in als »natürlich« vorgestellten Gemeinschaften stillzustellen. Sie erkennen zwar die Wertlosigkeit des oder der Einzelnen, in der kapitalisitischen Verwertungslogik; dieser setzen sie jedoch die falsche Kollektivität in der Volksgemeinschaft aller Deutschen entgegen. Somit teilen die Nazis mit Demokrat_Innen die grundlegende Sorge um das Vorankommen der eigenen Nation. Sie sind lediglich unzufrieden mit der Art und Weise wie der Staat organisiert wird. Wenn Nationalisten den noch krasseren Nationalisten den Finger zeigen und ihre Bratwursfeste gegen “Rechts” feiern, stellt sich somit die Frage, wer Arsch und wer Loch ist. Fakt ist, dass sich beide in der heutigen Welt gegenseitig bedingen. Denn nur, wo im Denken ein nationaler Bezugsrahmen und damit Schranken im Denken bestehen, kann man das eigene organisierte Interesse als ein für das Zwangskollektiv der Nation allgemeingültiges ausdrücken und politisch umsetzen. Gegen die Bedrohung und die alltäglichen Zumutungen des Kapitalismus bringen sie ihre Lösungsidee in Stellung: Die Einrichtung eines völkisch-autoritären Staates. Sie wollen ihre nationale Anspruchsberechtigung direkt gewalttätig und gegen das vermeintlich Fremde vom Staat gesichert bekommen. Leistet der Staat diesem nicht Folge, versuchen sie ihrem Anspruch, getrieben durch das vermeintlich kollektive und natürliche Recht, auf brutale und oft mörderische Art und Weise selber durchzusetzen.
Die Hetzjagden in Aachen, der alltäglich gewordene Terror, die Nazi-Angriffe auf wirkliche oder vermeintliche Kommunist_Innen und Anarchist_Innen zeigen, dass das antifaschistische Hamsterrad, jener Kampf gegen die latente Bedrohung durch den Wahn von “Volk und Rasse”, in Aachen zur täglichen, handfesten Auseinandersetzung geworden ist. Darum ist es gewiss nicht verkehrt in Aachen die Sportart zu wechseln, das Skateboard im Keller zu lassen und für die kommende Baseballsaison zu proben. Am 18. Juni bietet sich die Gelgenheit für unfaire Körperbetätigungen, den antifaschistischen Selbstschutz, auf die Straße zu gehen: Nutzen wir sie!
Gemeinsamer Zugtreffpunkt aus Köln: Freitag 18.6, 17.45 Uhr, Köln HBF
Unterstüzer_innen:
- Autonome Antifa Remscheid
- Antifa Leichlingen
- Antifa Bonn/Rhein-Sieg