Rede 1
In der Nacht von Freitag auf Samstag, den 12 Januar 2008, geschah im Kölner Studentenviertel ein rassistischer Übergriff. Eine Gruppe von sieben Personen hat den kongolesischen Kölner Jacques zuerst als „Neger“ beschimpft und Ihn anschließend verprügelt. Rassismus ist nicht nur in Ostdeutschland ein alltägliches Problem für Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Opfer von rassistischer oder faschistischer Gewalt gehören meist zu Gruppen, die auch von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Im Selbstverständnis neonazistischer und extrem rechter Jugendlicher setzen sie nur gewalttätig um, was von vielen gedacht wird. Dieser alltägliche Rassismus zeigt sich in Diskriminierungen und rassistischen Äußerungen im privaten Umfeld ebenso wie in den populistischen und fremdenfeindlichen Parolen von Politikern demokratischer Parteien. Vor allem im Rahmen von Wahlkämpfen tragen sie zu einer ausgrenzenden Stimmung bei. Es wird eine gesellschaftliche rassistische Grundstimmung gegen „Ausländer“ erzeugt, wie man an Kochs Wahlkampfhetze gegen junge MigrantInnen momentan wieder par excellance sehen kann.
Wer in den letzten 20 Jahren in der BRD groß geworden ist, hat ein Klima rigoroser Abschottung der Bundesrepublik und Europas erlebt, der Massenabschiebungen von Flüchtlingen und ihrer Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die Unterbringung in Lagern und Abschiebegefängnissen vermittelt den Eindruck, es handele sich um Kriminelle und nicht um Schutzsuchende.
Genau dies geschieht gerade in der Kölner Presselandschaft, wo Kölner Rundschau und Express das Opfer Jaqces durch eine suggestive Berichterstattung zu einen kriminellen und Gewalttäter umstempeln wollen, um das rassistische Tatmotiv der Angreifer in den Hintergrund treten lassen zu können.
Es ist kein Zufall, dass ein gesellschaftlicher Aufschrei über die tagtägliche Ungleichbehandlung und die rassistischen Übergriffen von Nazis oder anderen RassistInnen meistens ausbleiben. Nur selten wird überhaupt rassistische Gewalt öffentlich thematisiert. Zu sehr ist die Gesellschaft, die auf Ausbeutung und Unterdrückung basiert, durch Rassismus, Antisemitismus und Sexismus formiert.
Wir demonstrieren deswegen hier und heute nicht nur um allen Betroffenen von rassistischer Gewalt unsere Solidarität zu zeigen sonder auch um den rassistischen Konsens in der BRD samt seiner ganzen tödlich-fatalen Logik ein klares YA Basta! Entgegenzusetzen.
Rede 2
Vielen StudentInnen waren entsetzt über die rassistische Gewalttat letztes Wochenende und sehen in dieser geradezu einen Widerspruch zu angeblich weltoffenen humanistischen Universität. Gerade deswegen wollen wir an dieser Stelle kurz auf den studentischen Alltag eingehen und zeigen, dass Rassismus sehr wohl strukturiendes Element studentischen Alltags ist.
Fängt ein Student aus einem nicht europäischen Land an in NRW ein Studium aufzunehmen, hat er neben den Studiengebühren an einige Universitäten, ein so genanntes Betreuungsgeld zu zahlen, was jedoch keinerlei Gegenleistung beinhaltet. Zu dem dürfen Studenten aus den außer-europäischen Ländern nur begrenzt arbeiten und haben keinerlei Anspruch auf Bafög oder andere Sozial-Leistungen. So wundert es kaum, dass so gut wie keine AfrikanerInnen an deutschen Universitäten studieren. Im Studium selbst dürfen sich die wenigen, die es doch noch geschafft haben, trotz aller so genannter kritischer Theorie und postmoderner Zeitgenössigkeit häufig genug mit eurozentristischen, ja zum teil rassistischen Lehrinhalten auseinandersetzen.
Auch bei der Suche nach Wohnmöglichkeiten haben StudentInnen aus vor allem nicht europäischen Ländern besondere Diskriminierungen zu erfahren. So gibt es mehrer Straßenzüge in Köln in denen die Vermieter per se keine Schwarze einziehen lassen. Zum Beispiel im Studenten Dorf Hürth Efferen gibt es Zeit Jahren eine inoffizielle Ausländerquote mit der Studentenwerksmitarbeiter ausländische KollegInnen erpressen, ohne dass sich im Studentendorf gegen diese Praxis jemals ein Widerstand entfaltet hätte. Ausländische Studierende wird die Möglichkeit einer finanziellen Selbstversorgung verunmöglicht und gleichzeitig aus rassistischen Gründen Ihnen billiger und guter Wohnraum verwehrt.
Auch bei der Abendgestaltung sind ausländische StudentInnen häufig genug mit Rassismus konfrontiert. So ist es schon häufiger in der Studentdisko „Das Ding“ vorgekommen, das Menschen wegen ihrer Hautfarbe nicht hineingelassen wurden. Auch der als links-alternativ bekannte Veranstaltungsort „Underground“ hat schon häufiger Menschen mit dunklerer Hautfarbe abgewiesen, so dass einen nicht wirklich wundern kann, dass vor drei Wochen ein Türsteher des Underground sogar die Naziklamottenmarke Thor Steinar trug.
Rassismus ist auch in der Universität und im studentischen Alltag allgegenwärtig. Die Rassistische Gewalt ist insofern nur die radikale Zuspitzung eines an sich schon unerträglichen Dauerzustandes. Darum heißt die Gegenwehr gegen rassistische Gewalt auch alle Institutionen und Strukturen einzureißen, die diese erst ermöglichen.